Was, Herr Berg, fasziniert einen Internetmenschen an der Bauwirtschaft?Die Branche hat die digitale Transformation noch vor sich. Vieles wird noch von Hand gemacht, was in anderen Industrien längst automatisiert ist.
Können Sie ein Beispiel nennen?Das Bauen ist hochgradig normiert. Der einschlägige Normpositionen-Katalog mit den zugelassenen Produkten und Leistungen umfasst rund 1.2 Millionen Positionen. Die Handwerker bestellen bei den grossen Distributoren, welche die Ware ihrerseits bei der Industrie beziehen. Diesen Prozess haben wir mit Buildastiq automatisiert.
Neuerdings sprechen Sie auch die Architekten an. Warum?Sie haben das gleiche Problem wie der Handel: Der Umgang mit der enorm breiten Produktpalette verursacht vermeidbare administrative Kosten.
Wie sieht das Geschäftsmodell von Buildastiq aus? Womit verdienen Sie Ihr Geld?Der Handel und die Architekten bezahlen eine feste Gebühr für die Nutzung unserer Plattform. Dazu kommt eine Gebühr auf die einzelnen Bestellungen. Und schliesslich verkaufen wir aggregierte und anonymisierte Transaktionsdaten, die zum Beispiel einem Handwerker bei der Erstellung seiner Offerten helfen.
Buildastiq beschäftigt bereits elf Mitarbeiter. Wie sind Sie finanziert?Das Team hat rund eine Million Franken eingebracht. Dazu kommt eine zweite Million, die wir im Rahmen einer Seed-Runde eingesammelt haben.
Investoren erwarten Wachstum. Wo stehen Sie zurzeit?In der Schweiz haben wir mit Sabag und Kuratle Jaecker bereits zwei grosse Baufachhändler als Kunden gewonnen. Und nächstes Jahr expandieren wir nach Deutschland. Wir gehen Schritt für Schritt vor, denn man muss sehen, dass die Schweizer Bauwirtschaft jedes Jahr 60 Milliarden Franken umsetzt; rund die Hälfte mit Materialen und Produkten. Wenn wir eine Transaktionsgebühr in der Höhe von einem Prozent annehmen, kommen wir bereits auf ein potentielles Marktvolumen von 300 Millionen Franken.
Noch ein Wort zu Ihnen persönlich. Was hat Sie zu Buildastiq geführt? Hubert Kälin, unser Gründer, ist ein Bauprofi. Er suchte nach jemandem, der Webexpertise einbringen kann und wir – ich und unser heutiger CEO Ettore Weilenmann - haben sofort gesehen, welches Potential in seinen Ideen schlummert.
Nicolas Berg (56) zählte zu den Gründern der Börsenplattform Borsalino und von Redalpine Venture Partners. Er war Country Manager von Xing (2004-2010) und ist Dozent für CTI Entrepreneurship an der ETH Zürich.