Kultur spielt bei Schweizer Gründern eine wichtige Rolle

 

Der Röstigraben hat auch einen Einfluss auf die Schweizer Unternehmertätigkeit. Deutschschweizer sind risikofreudiger und gründen 20 Prozent mehr Unternehmen als Westschweizer. In Sachen Unternehmensgrösse oder Erfolg bestehen jedoch keine Unterschiede. Zu diesem Schluss kommt eine wissenschaftliche Arbeit der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich.

 

Mit dem Schlagwort unternehmerische Kultur wird oft versucht, regionale oder internationale Unterschiede in der Unternehmenstätigkeit zu erklären. Kultur jedoch ist empirisch als auch normativ schwierig zu definieren und zu messen. Ein Working Paper der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich hat nun versucht, die Auswirkungen von Kultur auf die Gründertätigkeit nachzuweisen. Dies anhand des heiklen Themas der kulturellen Unterschiede zwischen Deutsch- und Westschweizern.

Um die kulturell bedingten Unterschiede von Schweizer Gründertätigkeiten zu erforschen, bedienten sich die beiden Autoren Katharina Erhardt und Simon Hänni einer Schweizer Eigenheit: dem Heimatort. Untersucht wurde die Gründungstätigkeit von Männern unter Beachtung ihres Heimatortes sowie Wohnsitzes. Die Forscher werteten dafür verschiedene Datensets aus den Jahren 2002 bis 2016 aus mit einem Fokus auf die drei bilinguen Kantone Freiburg, Bern und Wallis.

Deutschschweizer gründen mehr Firmen und sind risikofreudiger

Erhardt und Hänni kamen dabei zum Schluss, dass Deutschschweizer unabhängig vom Wohnsitz für 20 Prozent mehr Firmengründungen verantwortlich waren als Westschweizer. Die gegründeten West- und Deutschschweizer Unternehmen unterschieden sich hinsichtlich der Rechtsform, Branchenverteilung, Erfolgsrate und Unternehmensgrösse jedoch nicht.

Um die Unterschiede zwischen den Deutsch- und Westschweizer Firmengründungen zu erklären, testeten die Autoren drei Erklärungsfaktoren: Risikoaversion, Stellenwert der beruflichen Selbständigkeit sowie berufliche Qualifikationen. Die stärkste Erklärungskraft hat bei den Schweizern die Risikoaversion. Westschweizer sind laut der Studie generell weniger risikofreudig als Deutschschweizer. Ein Trend, der auch unter Westschweizer Unternehmern festzustellen ist. Zudem besitzt die berufliche Selbstständigkeit unter den Deutschschweizern einen höheren Stellenwert. Unterschiede bei den beruflichen Qualifikationen konnten hingegen keine festgemacht werden.

(SOK)