Ebenholz zählt wie viele Tropenhölzer zu den bedrohten Arten, deren Nutzung, etwa im Instrumentenbau, problematisch ist. Trotz strenger Handelsvorschriften nehmen die Ebenholz-Bestände rapid ab. Gleichzeitig komplizieren die Vorschriften auch das Reisen mit Musikinstrumenten. Forschende der Empa und der ETH Zürich haben nun gemeinsam das Start-up «Swiss Wood Solutions» gegründet und einen Weg gefunden, Schweizer Hölzer so zu modifizieren, dass sie die Eigenschaften bedrohter Tropenhölzer wie Ebenholz oder Grenadill aufweisen. Letzteres wird vor allem für den Bau von Klarinetten und Oboen verwendet. Dabei wird Schweizer Bergahorn aus nachhaltiger Waldwirschaft zugeschnitten und in einer wässrigen Lösung eingelegt. Danach wird das Holz getrocknet und mittels dem Heisspressverfahren komprimiert. Dies erlaubt es, Holzeigenschaften, die für den Instrumentenbauer besonders wichtig sind, gezielt einzustellen. So benötigt man etwa für den Klarinettenbau eine etwas geringere Holzdichte als für Griffbretter für Violinen. Auch die Ansprüche an Farbe und Schallleitungsgeschwindigkeit sind unterschiedlich, wie Oliver Kläusler, CEO von «Swiss Wood Solutions» erklärt: ««Mit unserem Verfahren können wir diese Parameter selber bestimmen. Das ermöglicht beispielsweise dem Geigenbauer eine gezieltere Feinabstimmung des Instruments.»
Erfolgreiche Tests
Das Spin-off ist nicht das erste Unternehmen, das sich auf Alternativen zu Tropenhölzern spezialisiert. Es gibt bereits entsprechende Materialien, zum Beispiel Holz-Kunststoff-Komposite oder Carbon-Materialien. Deshalb hat Kläusler im Frühling 2017 Hörtests mit professionellen Musikern und Musikstudierenden durchgeführt, um diese Materialien direkt miteinander zu vergleichen. Erfreuliches Ergebnis: «Swiss Ebony» belegte zusammen mit echtem Ebenholz Platz 1.
Der Geigenbauer Boris Haug aus Suhr hat daraus Saitenhalter für Profiinstrumente hergestellt, die anschliessend über Wochen bespielt wurden. «Eine Musikerin wollte unseren Cello-Prototyp gar nicht mehr herausrücken und bot uns an, uns stattdessen ihren hochwertigen Ebenholz-Saitenhalter zu überlassen», so Kläusler. Ihre Begründung: Ihr Cello klinge mit Swiss Ebony «sexier» als zuvor. Auch preislich kann die Ebenholz-Alternative mit ihrem natürlichen Vorbild bereits mithalten. Trotzdem wollen Kläusler und sein Team den Preis weiter senken und legen zudem grossen Wert darauf, den gesamten Produktionsprozess umweltfreundlich und nachhaltig zu gestalten.
Momentan ist «Swiss Wood Solutions» auf der Suche nach Investoren, um das Produkt auf den Markt zu bringen. Die bisherigen Entwicklungsarbeiten wurden durch zwei Grants der Gebert-Rüf-Stiftung finanziert. Zudem erhält das Spin-off Coaching-Unterstützung von verschiedener Seite, etwa von Experten der Kommission für Technologie und Innovation (KTI), des Empa-Inkubators «glaTec» und von «Venture Kick».
Künftig könnte das Schweizer Ebenholz für Lifestyle-Produkte wie Uhrenbauteile, Billard-Queues und Messergriffe Verwendung finden. Wie Gespräche mit potenziellen Kunden ergaben, entstehen in diesen Märkten zurzeit sehr ähnliche Herausforderungen wie auf dem Markt für Musikinstrumente. Zudem arbeitet das Spin-off momentan an einer neuen Methode zum Färben seiner Holzprodukte. Auch dies soll weitere Einsatzmöglichkeiten für das Material erschliessen. «Aber das ist Zukunftsmusik», so Kläusler. «Der kurzfristige Fokus liegt darauf, Musiker mit Instrumenten auszustatten, die höchsten musikalischen Ansprüchen genügen. Nachhaltig und ökologisch.»
Bild: Ein Swiss Ebony Cello-Saitenhalter
(Press release)