In der Schweiz erkranken jährlich mehr als 5900 Frauen an Brustkrebs, 1400 von ihnen verlieren den Kampf gegen ihn. Damit ist Brustkrebs die häufigste Krebstodesursache in der Schweiz. Um die Prognose und die Heilungschancen zu verbessern, ist die frühzeitige Erkennung essenziell. Die heutige Mammografie ist allerdings oft schmerzhaft ist und die nur zweidimensionalen Bilder führen häufig zu unschlüssigen Diagnosen.
Ein vor kurzem gegründetes Spin-off von Paul Scherrer Institut und ETH Zürich will dies ändern. Bei der derzeitigen Mammografie muss die Brust der Patientin stark gepresst werden, um eine ausreichende Bildqualität des Gewebes zu erhalten. Das ist für die Patientinnen häufig schmerzhaft. "Unser Verfahren wird allen Frauen Zugang zu schmerzfreier, effizienter und präziser Brustbildgebung ermöglichen. Mit diesem System werden wir viele Einschränkungen der aktuellen Bildgebungssysteme überwinden. Wir sind überzeugt, dass wir damit in ein paar Jahren einen neuen Goldstandard in der Früherkennung von Brustkrebs werden setzen können", erklärt Dr. Martin Stauber, CEO von GratXray.
Sensitive Bildgebung durch neues CT-System
Hinter der Technologie von GratXray AG steckt ein neuartiges, sogenanntes Gitter-Interferometrie-basiertes Phasenkontrast-Computertomografie-System (GI-BCT). Im Gegensatz zu klassischen Röntgenbildern, bei denen nur die Absorption der Strahlung gemessen werden kann, nimmt die GI-basierte Brustbildgebung auch die Brechung und die Streuung der Röntgenstrahlung auf. Diese Bilder liefern komplementäre Informationen und bisher unerreichte Kontraste in dreidimensionaler Bildqualität.
Bei der GI-basierten Brustbildgebung werden die Patientinnen auf einem Untersuchungstisch auf dem Bauch liegend gescannt. Darunter befindet sich das Computertomografie-System, das die Aufnahme der Brust macht. Die Strahlenbelastung ist dabei gleich hoch wie bei der herkömmlichen Mammografie, jedoch liefert die Aufnahme deutlich mehr Informationen für die Diagnose. Die Technologie eignet sich besonders gut für Weichgewebe, funktioniert jedoch auch bei Brustimplantaten oder nach Wiederherstellungsoperationen. Gegenüber heutigen Mammografie-Methoden, die bei Implantaten problematisch sein können, ist diese neue Technik völlig unbedenklich.
Spin off am PARK INNOVAARE gegründet
"Das Team wollte die Technologie in ein klinisches Gerät bringen. Der enorme medizinische Mehrwert und der perfekt aufgegleiste Markt haben uns schliesslich überzeugt, ein erfolgreiches Start-up aufbauen zu können. Der PARK INNOVAARE bietet uns dabei grossartige Unterstützung in businessrelevanten Bereichen und wertvolle Kontakte zu potentiellen Investoren und Partnern," erklärt Dr. Martin Stauber die Gründung des Spin offs.
Weltweit grosses Interesse
Das weltweite Interesse von Brustradiologen an diesem Verfahren ist gross, da bisher keine der heute angewendeten Brust-Screening-Methoden ganz zufriedenstellend ist. "Mit einzelnen Radiologie-Zentren sind wir bereits in sehr engem Kontakt, um sicherzustellen, dass unsere Entwicklung den klinischen Bedürfnissen und Routinen entspricht", erklärt Dr. Martin Stauber. Die Technologie wurde bisher im Labor getestet und verifiziert. Den ersten Prototypen wird die GratXray AG in den nächsten zwei Jahren am Paul Scherrer Institut in Zusammenarbeit mit führenden Ingenieurunternehmen entwickeln. Danach wird das Gerät bereit sein für die Zertifizierung und den Markt.