Gewinner des Swiss Fintech Awards: Legartis

 

Mit ihrer KI-basierten Software nimmt Legartis Anwaltskanzleien und Rechtsabteilungen aufwändige, repetitive Tätigkeiten ab. Der Markteintritt war erfolgreich, nun geht man auf Wachstumskurs.

 

Gleich zweimal hat Legartis in den vergangenen Monaten im Zusammenhang mit bekannten Namen für Aufsehen gesorgt. Im Februar heuerte Patrick Hunger, der ehemalige CEO der Saxo Bank Schweiz beim Startup an. Bereits im November konnte Legartis eine Partnerschaft mit der deutschen Grosskanzlei CMS bekanntgeben. Gemeinsam entwickelt man nun ein Produkt. CMS gilt in Deutschland als Vorreiter bei der Digitalisierung im juristischen Bereich. Zudem hatte CMS Anbieter aus mehreren Ländern evaluiert, bevor man sich für das Zürcher Unternehmen entschied.

Auch beim Markteintritt konnte Legartis Ende 2019 Erfolge vermelden. «Wir haben im vierten Quartal einen Umsatz im sechsstelligen Bereich verbuchen können», sagt Mitgründer und CEO David Alain Bloch. Nun wurde das junge Unternehmen als Early Stage Startup of the Year bei den Swiss Fintech Awards ausgezeichnet.

Die Kunden des Startups nutzen die KI-basierte Softwarelösung derzeit, um massenhaft Verträge zu überprüfen. Ein typischer Anwendungsfall ist das Überprüfen von Geheimhaltungsvereinbarungen (Non Disclosure Agreements, NDA). Legartis hilft dabei rechtliche Dokumente, wie beispielsweise NDAs, in wenigen Sekunden zu klassifizieren, inhaltlich zu verstehen und vertragsrelevante Datenpunkte zu extrahieren. «Diese Überprüfung ist normalerweise eine aufwändige, repetitive Arbeit», erklärt Bloch. Kommt hinzu, dass bei den typischen Kunden sehr viele NDAs überprüft werden – bis zu 5000 pro Jahr. Weitere typische Anwendungsfälle sind etwa die Überprüfung von Verträgen auf Compliance nach einer Gesetzesänderung oder die Suche nach spezifischen Klauseln in umfangreichen Vertragswerken.

Der Markt ist gross, entsprechend gibt es Konkurrenz. Doch Bloch hat einige Trümpfe in der Hand. So kann die Software mehrere Sprachen gleichzeitig verarbeiten. Konkurrenzprodukte kommen meist nur mit Englisch zurecht. «Darüber hinaus bieten wir ein Out-of-the-Box-Produkt, das unsere Kunden komplett selbständig einsetzen können», erläutert der CEO. Zwar braucht die Lösung von Legartis wie jede KI-basierte Software Training mit realen Daten, doch dieses Training geschieht beim Zürcher Startup inhouse. Die Kunden bekommen ein fertig einsetzbares Produkt. Und nicht zuletzt schätzen die Kunden des Startups auch die Datenspeicherung in der Schweiz.

Derzeit ist Legartis vor allem im DACH-Raum aktiv. «Wir wollen weltweit aktiv werden», stellt der CEO klar. Um den weiteren Ausbau zu finanzieren, ist Bloch im Gespräch mit Investoren. Erste Zusagen für eine Pre-Series-A-Runde liegen bereits vor. Das Team wurde bereits im vergangenen Jahr aufgestockt und eine Niederlassung mit einem Entwicklerteam in Lissabon gegründet. Insgesamt arbeiten 22 Personen für das 2017 gegründete Startup.

(Stefan Kyora)