«Die Rettung von Startups ist auch Aufgabe der Investoren»

 

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) vergibt seit Ostern Wandeldarlehen an Startups in Not. Daniel Schoch, Leiter Startup-Finance bei der ZKB, erläutert das Konzept und berichtet von den ersten Erfahrungen.

 

 

An welche Startups, Herr Schoch, richtet sich das Angebot der ZKB?
Ich muss vorausschicken, dass wir ihm Rahmen der vom Zürcher
Regierungsrat beschlossenen Kreditausfallgarantie handeln. Der Kanton Zürich verbürgt 85 Prozent eines Gesamtkreditvolumens von 500 Millionen Franken für KMU und Startups mit weniger als 250 Mitarbeitern. Das Angebot ist subsidiär. Das Geld fliesst nur, wenn die Hilfsangebote des Bundes ausgeschöpft sind. Im Gegenzug haben wir hier im Kanton Zürich offener formulierte Kriterien als der Bund. Deshalb können wir auch Startups unterstützen, die in den Vorjahren keine Umsätze erzielt haben.

Die ZKB vergibt nicht Kredite, sondern Wandeldarlehen. Warum?
Der Regierungsrat machte den Banken keine Vorgaben bezüglich der Ausgestaltung der Überbrückungsangebote. Wir haben uns primär für ‚convertible loans‘ entschieden, weil sie unserer Meinung nach besser zu den Startups und ihren spezifischen Finanzierungsbedürfnissen passen.

Inwiefern?
Die ZKB investiert seit mehr als 15 Jahren in Schweizer Startups. Deshalb wissen wir, dass Darlehen in den Büchern für potentielle zukünftige Eigenkapitalgeber ein Problem sein können. Aus ihrer Sicht besteht die Gefahr, dass ein Teil des frischen Eigenkapitals für die Kreditamortisation genutzt werden muss. Ein Wandeldarlehen bietet die Möglichkeit der Konvertierung. Es ist deshalb investorenfreundlicher.

Unter welchen Bedingungen werden die Wandeldarlehen gewährt?
Auch hier handeln wir subsidiär. Die Rettung eines Startups ist in erster Linie Aufgabe der Investoren. Wenn sie bereit sind, für die Liquiditätssicherung Mittel zu mobilisieren, können wir die entsprechenden Beträge mit einem Wandeldarlehen aufstocken.

Wie viele Anträge haben Sie schon erhalten?
Täglich gehen ein knappes Dutzend Kreditgesuche ein. Ausserdem sprechen wir natürlich mit den Gründern aus unserem eigene Portfolio von 120 Startups. Wir prüfen alle Gesuche individuell und selektionieren auf Basis unserer langjährigen Erfahrung.

Letzten Mittwoch gab der Bund bekannt, dass er ebenfalls ein Startup-Programm auflegen will. Wird das Ihre Aktivitäten berühren?
Das lässt sich Stand heute noch nicht sagen. Falls sich neue Unterstützungsmöglichkeiten für Startups ergeben, werden wir aber sicher zu den ersten gehören, die diese anbieten. Am 30. April sollen die Details bekannt gegeben werden. Ich bin gespannt, wie das Programm ausgestaltet sein wird.

Eine Übersicht über Unterstützungsmassnahmen, die die Kantone bisher beschlossen haben, finden Sie in einem separaten Artikel.