Unter dem Namen sonBASE betreibt das BAFU eine schweizweite Datenbank zur aktuellen Lärmbelastung. Bis anhin wurde diese primär durch das Nationale Personenverkehrsmodell (NPVM) gespiesen. Senozon verfeinert nun das Verkehrsmodell von sonBASE stark. Erstmals werden für jeden Strassenabschnitt die Verkehrsmengen stundengenau über den ganzen Tag einbezogen. Mithilfe dieser Informationen lassen sich Verkehrsemissionen hektarscharf für jeden einzelnen Ort in der Schweiz noch genauer als bis anhin berechnen.
Basierend auf dieser Grundlage macht das BAFU nun das Lärmmonitoring. Die Resultate werden auch den kantonalen Lärmfachstellen zur Verfügung gestellt. «Die Senozon-Daten ermöglichen es uns, die Lärmbelastung für jeden Ort in der Schweiz noch präziser als bis anhin zu bestimmen» so Dominik Aeby, Verantwortlicher GIS und sonBASE beim BAFU.
Planung von Verkehrsprojekten mit Senozon-Daten
Senozon speist sein Modell mit realen Bevölkerungsdaten, die jedoch nicht einzelnen Personen zugeordnet werden können. Mithilfe dieser Information und unter Einsatz neuester Software-Technologie modelliert Senozon deren Entscheidungsverhalten und ihren Bewegungsablauf über den Tag. Durch die so entstehenden Bewegungsverläufe der Bevölkerung kann Senozon Aussagen darüber treffen, wer sich wann zu welchem Zweck an welchem Ort aufhält. Senozon stellt dabei auch weitere Informationen wie soziodemographische Attribute von Passanten oder deren aktuelle Tätigkeit zur Verfügung.
Zusätzlich lassen sich so auch langfristige Veränderungen wie autonomes Fahren oder der Effekt von Car-Sharing-Dienstleistungen evaluieren. Anwendungen finden die Daten so auch bei der geplanten Nordumfahrung Zürich oder den kurz- mittel- und langfristigen Modellen von Verkehrsanbietern sowie im Bereich des Einzelhandels und der Aussenwerbung.
Das Senozon Mobilitätsmodell
Das Senozon Mobilitätsmodell der Schweiz ist ein detailliertes räumliches und zeitliches Abbild des Landes im Computer, wobei die gesamte Infrastruktur sowie die Bevölkerung in statistisch hoher Auflösung repräsentiert werden. So sind zum Beispiel alle Gebäude/Baublöcke modelliert, ebenso Strassenabschnitte, Haltestellen, Bahnhöfe, Busse, Trams und Züge mitsamt dem gesamten Fahrplan. Alle im Land wohnhaften Personen sind als synthetisches Abbild in hoher räumlicher und demographischer Auflösung repräsentiert und agieren als autonome Individuen (sogenannte «Agenten») in der Simulation, die ihren typischen Werktag bestreiten: Sie gehen zur Arbeit oder zur Ausbildung, gehen Einkaufen oder verbringen ihre Freizeit an unterschiedlichen Orten. Dazu nutzen sie das gegebene Verkehrsangebot (Auto, öffentlicher Verkehr, das Fahrrad oder zu Fuss).
Damit die Simulation das typische Mobilitätsverhalten der Bevölkerung in hohem Masse widerspiegelt, basiert das Modell auf sehr detaillierten und qualitativ hochwertigen Eingangsdaten. Diese werden teils jährlich nachgeführt, um das Modell auf dem aktuellsten Stand zu halten. Zur Validierung der Simulation werden zudem Drittdaten (z.B. Querschnittszählungen an Strassenabschnitten oder Reisezeitverteilungen nach sozioökonomischen Gruppen) mit den Modellresultaten verglichen. Somit liefert das Senozon Mobilitätsmodell räumlich, zeitlich, demografisch und soziodemografisch hoch aufgelöste Mobilitäts- und Aktivitätsinformationen für die Standortanalyse und -bewertung sowie für die Verkehrs- und Standortplanung.
(SK)
Bild: Verkehrsbelastung in der Zürcher Innenstadt