Advertima ist das coolste Startup

Neben bekannten Grössen wie Tim Berners-Lee standen am Worldwebforum auch Jungunternehmen auf der Bühne, die um den Titel des coolsten Startups kämpften. Am Ende schwang Advertima obenaus.

Am Dienstag und Mittwoch geht in Zürich das Worldwebforum über die Bühne. Das Programm ist gespickt mit grossen Namen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Tim Berners Lee, der als Erfinder des Internets gilt, gehörte ebenso zu den Speakern wie Pixar-Mitgründer Ed Catmull oder Bundespräsident Johann Schneider-Ammann. Neben den Reden und der Übergabe des Digitalen Manifests an den Schweizer Wirtschaftsminister pitchten auch Jungunternehmen um den „Coolest Startup Award“. Als coolstes Startup wurde schliesslich Advertima gewählt (Bild oben: Christian Naef (CMSO) und Gianni Di Iorio (CFO).

Als Kernprodukt entwickelt Advertima eine Software, die mithilfe von Inputsensoren wie Kameras, WiFi-Geräten und Mikrofonen die aktuelle Umgebung in der realen Welt analysiert und interpretiert. Die künstliche Intelligenz kombiniert Technologien wie Machine Learning, Computer Vision und Big Data. Dadurch kann sie ihre Umgebung verstehen und über Output-Geräte wie LED-Screens, Lautsprecher oder Lampen korrekt reagieren. Und das besser und schneller als jeder Mensch.

Selbstlernendes System

Ein einfaches Beispiel hilft, das riesige Potential der Software zu verstehen: Die im Advertima-System integrierte 3D-Kamera eines Einkaufszentrums erkennt zwei junge Frauen. Ein integrierter Bildschirm spricht die beiden an. Das selbstlernende System weiss, dass Sonntag ist und folglich nur Gastrobetriebe sowie das Kino geöffnet sind. Zusätzlich erkennt es auf der Smartphone-App der Damen, welchen Film sie besuchen wollen. Die Software analysiert diese Daten und trifft blitzschnell eine selbstständige Entscheidung: Es schlägt vor, während der genau berechneten Wartezeit bis zum Filmstart in der Bar um die Ecke einen Apéro zu nehmen.

„Unsere Vision ist eine Welt, in der Menschen nur noch mit für sie relevanten Informationen konfrontiert werden“, sagt Advertima-CEO Iman Nahvi. „Die Software lernt mit jedem personalisierten Erlebnis dazu.“ Bis hin zum perfektionierten Kundenerlebnis. Damit löst das innovative Startup ein riesiges Marketing-Problem: Das Rätselraten. Denn Advertima verbindet die Online-Daten mit den Offline-Daten zum Kundenverhalten zu einem kompletten Bild. Zusätzlich ermöglicht die künstliche Intelligenz des St. Galler Unternehmens, immer den richtigen Content auf die richtige Zielgruppe anzusetzen.

Anonymisierte Daten
Es ist wichtig zu verstehen, dass Advertima dabei in keiner Weise gegen das Datenschutzgesetz verstösst. Die künstliche Intelligenz speichert lediglich anonymisierte, biometrische Eckdaten. Diese erlauben keinen Rückschluss auf eine bestimmte Person oder deren Aussehen. Die Gesichter verwandelt die Software in Zahlencodes, die sie vor Ort interpretiert.
Menschliche Qualität

Die Anwendungsmöglichkeiten der Advertima-Software sind industrieunabhängig: Personalisierte Kundenerlebnisse bieten sich überall an, wo sich Menschen aufhalten – egal ob im Einkaufszentrum, auf dem Flughafen oder vor dem Schaufenster einer Bank.

Experten gehen davon aus, dass maschinelle Lernalgorithmen in zwei bis drei Jahrzehnten menschliche Qualität erlangen werden. Sobald dieser Punkt erreicht ist, wird die künstliche Intelligenz in kürzester Zeit die des Menschen übersteigen. So wird die Zukunft unweigerlich und in noch unvorstellbarem Ausmass von intelligenten Maschinen geprägt sein. Und mit seiner innovativen Technologie sowie seinem hochskalierbaren Geschäftsmodell ist Advertima an vorderster Front mit dabei.

Kollegiale Strukturen
Advertima geht neue Wege, auch was die Unternehmensform betrifft. In einer sogenannten Holacracy organisiert sind alle Mitarbeitenden Spezialisten auf ihrem Gebiet. In ihren jeweiligen Rollen sind sie absolute Entscheidungsträger: Sie haben das letzte Wort, es sei denn, sie schaden dem Unternehmen nachweislich. Da alle Verantwortung übernehmen, verdienen auch alle gleich viel – egal ob CEO oder Software-Entwickler. Nur wer Kinder hat, erhält eine zusätzliche Pauschale. Stunden aufschreiben oder stempeln gibt es nicht, Ferien beziehen die Mitarbeitenden nach eigenem Ermessen.

In nur neun Monaten ist das St. Galler Startup von vier auf 25 Mitarbeiter angewachsen und hat sich komplett selbst finanziert. Seit Januar ist neben dem Büro in St. Gallen, auch ein Office in Berlin bezogen worden. Momentan wird die Series A durchgeführt wobei der Lead Investor bereits gefunden wurde.

(SK)